Tierabwehr beim Nordic Walking: Alle wichtigen Infos über Tierbegegnungen
Nicht wenige Menschen meiden den Wald beim Nordic Walking, da sie Angst vor wilden Tieren haben.
In diesem Artikel zeige ich Dir, warum diese Angst ungerechtfertigt ist, wie Du Tierbegegnungen vermeidest und welche Tierabwehrgeräte für den Notfall am besten geeignet sind.
Inhaltsverzeichnis
- Effektive Methoden zur Tierabwehr beim Nordic Walking
- Alternativen: Was zur Tierabwehr sonst noch funktioniert
- Wie Du Dich im Ernstfall verhalten solltest
- Tierbegegnungen generell vermeiden
- Wie groß ist die Gefahr, in Deutschland von einem Tier angegriffen zu werden?
- Dürfen Tierabwehrgeräte im Notfall auch gegen Menschen eingesetzt werden?
- Fazit: Begegnungen vermeiden ist die beste Tierabwehr
Effektive Methoden zur Tierabwehr beim Nordic Walking
Tierabwehrgeräte wurden – wie der Name bereits zeigt – speziell für die Abwehr von Tieren entwickelt. Sie fallen nicht unter das Führverbot und sind vom Waffengesetz ausgenommen. Wichtig ist dabei, dass sie explizit mit dem Zusatz Tierabwehrspray gekennzeichnet sind.
In Wald und Wiese ist es deshalb erlaubt, sie mitzuführen. Und zwar griffbereit, zum Einsatz gegen angreifende Tiere.
Aber welche Tierabwehrgeräte gibt es überhaupt? Welche sind besonders effektiv, von welchem solltest Du die Finger lassen?
1. Pfeffersprays
Im Handel frei verkäuflich sind Pfeffersprays zur Tierabwehr auf OC-Basis. Es ist erlaubt, sie beim Nordic Walking mitzuführen und im Ernstfall gegen aggressive Hunde und Wildtiere einzusetzen. Die Abkürzung OC steht dabei für Oleoresin Capsicum und beschreibt einen völlig ungiftigen und natürlichen Wirkstoff, der aus dem Fruchtfleisch von Chilischoten gewonnen wird.
In hoch konzentrierter Form sorgt der Wirkstoff beim angreifenden Tier für heftige Reaktionen im Augen-Schnauze-Bereich. Droht Gefahr, lässt sich das Spray mühelos mit dem Daumen öffnen. Tierabwehrsprays sind in verschiedenen Ausführungen erhältlich. So kann der Wirkstoff in Form von Sprühnebel, Schaum, Gel oder einem gebündelten Sprühstrahl austreten.
Ungeübten Anwendern wird zur Variante mit Sprühnebel geraten, da der Nebel auch ohne genaues Zielen eine besonders breite Reichweite garantiert. Er führt unmittelbar zu starkem Tränenfluss und einem reflexartigen Schließen der Augen. Zudem wirkt sich der Einsatz von Pfefferspray direkt auf die Atemwege aus.
Aber Vorsicht! Gegen die Windrichtung eingesetzt kann sich die Wirkung schnell gegen die eigene Person richten. Zudem verflüchtigt sich die Wirkung sehr schnell.
Im Handel werden sogenannte Trainingssprays angeboten, um Handhabung und Wirkungsweise gefahrlos zu üben und so besser auf den Ernstfall vorbereitet zu sein.
2. CS-Gas (Tränengas)
CS-Gas gilt im Vergleich zum Pfefferspray als weniger effektiv, da es hauptsächlich die Atemwege angreift. Es eignet sich deshalb nicht zum Selbstschutz vor aggressiven Tieren.
3. Guardian Angel II
Die Guardian Angel ist eine hochwirksame Abwehrpistole mit Pfefferladung und gilt deshalb als besonderes effektives Tierabwehrgerät. Einfach den Finger durchstecken und abziehen. Im Ernstfall erlaubt die handliche Pistole zwei Schüsse im näheren Bereich.
Dann macht sich der flüssige Pfefferstrahl aus der Reizstoff-Kartusche mit einer Geschwindigkeit von 180 Kilometer pro Stunde auf den Weg in Richtung angreifendes Tier. Windverhältnisse spielen bei dieser Geschwindigkeit keine Rolle. Die Guardian Angel steht für Treffsicherheit und kann von Rechts- und Linkshändern gleichermaßen gut bedient werden.
Aufgrund seiner geringen Größe lässt sie sich bequem in jeder Tasche unterbringen oder mithilfe eines Befestigungsbandes problemlos auch am Handgelenk tragen. Der Hersteller verkauft mittlerweile sogar eigene Holster für den Gürtel.
4. Jet Protector JPX
In seinem Erscheinungsbild erinnert der Jet Protector JPX bereits an eine Waffe. Er ist mit einem der weltweit schärfsten Pfefferkonzentrate ausgestattet, extrem schnell und sehr zielgenau. Auch der Jet Protector ist ausschließlich zur Tierabwehr zugelassen.
Durch einen zielgenauen Angriff auf den Augen-Schnauze-Bereich werden aggressive Hunde oder Wildtiere erfolgreich abgewehrt und für eine Weile außer Gefecht gesetzt. Ein erneuter Angriff ist vollkommen ausgeschlossen.
5. Gaspistolen, Elektroschocker und Ultraschallpistolen
Hier ist Vorsicht geboten. Auch wenn Gaspistolen in Deutschland frei verkäuflich sind, ist für ihr Führen in der Öffentlichkeit ein Kleiner Waffenschein vorgeschrieben. Elektroschocker könnten bei Tierangriffen ebenfalls dafür sorgen, dass der Angreifer temporär bewegungsunfähig gemacht wird. Wie bei der Gaspistole dürfen auch sie in der Öffentlichkeit nicht mitgeführt werden.
Ultraschallpistolen sollen zielgerichtet und punktgenau gegen angreifende Hunde und Wildtiere wirken. Beim Betätigen des Abzuges wird ein für Menschen nicht hörbarer Ultraschallton ausgelöst. Wahlweise kann auch ein schriller Signalton eingestellt werden. Ultraschallpistolen mögen für einen kurzen Schreckmoment sorgen, ob sie wirkungsvoll einen Angriff durch ein aggressives Tier abwehren können, bleibt mehr als fraglich. Insbesondere dann, wenn das Tier zum Beispiel unter Tollwut leidet.
Alternativen: Was zur Tierabwehr sonst noch funktioniert
Wahrscheinlich bieten Dir Deine Nordic Walking Stöcke im Ernstfall bereits ein großes Maß an Sicherheit. Schließlich sind sie mit ihren Spitzen eine durchaus ernstzunehmende und wirkungsvoll einsetzbare Waffe. Zumindest dann, wenn Du die Gummipuffer entfernst.
Um einen Angreifer zu erschrecken und anderen Menschen mitzuteilen, dass Du Hilfe benötigst, haben sich mobile Alarmgeräte als durchaus wirkungsvoll erwiesen. Sie sind klein und können beim Nordic Walking problemlos mitgeführt werden. Wichtig ist, dass sie jederzeit gut zugänglich sind.
Im Notfall löst Du mit ihnen einen Sirenenalarm von 120 Dezibel aus. Dies entspricht in etwa der Lautstärke eines Presslufthammers. Der Schreckmoment sollte genügen, um den Angreifer zu stoppen und ihn in die Flucht zu treiben.
Wie Du Dich im Ernstfall verhalten solltest
Kommt es beim Nordic Walking trotz aller Vorsicht und Rücksichtnahme zu einer Wildtierbegegnung, dann heißt es zunächst: Ruhe bewahren! Besonders im Frühling reagieren Wildtiere sehr empfindlich auf Störungen. Haben sie ihren Nachwuchs dabei, solltest Du ihnen keinesfalls zu nahe kommen und Dich so leise und zügig wie möglich zurückziehen.
1. Wildschweinbegegnungen
Wildschweine sind in der Regel scheue und friedliche Tiere. Ihr guter Geruchssinn sorgt dafür, dass sie Dich bereits aus großer Entfernung wahrnehmen können. An einer Begegnung mit dem Menschen sind sie nicht interessiert.
Problematisch ist der Frühling, wenn die Wildschweine ihre Jungen säugen und großziehen. Dann kann es durchaus vorkommen, dass die Tiere drohen und fauchen und ihren Nachwuchs in aggressiver Form verteidigen.
Solltest Du jemals auf ein Wildschwein treffen, bleib zunächst ruhig stehen, vermeide hektische Bewegungen und ziehe Dich langsam zurück. Sind Jungtiere dabei, musst Du es unbedingt vermeiden, zwischen die Mutter und ihre Frischlinge zu geraten. Erfolgt ein Angriff, ist es ratsam, die Flucht über möglichst große Hindernisse anzutreten. Im Notfall hilft es auch, auf einen Baum zu klettern.
2. Wolfs- und Luchsbegegnungen
Die Begegnung mit einem Wolf oder einem Luchs ist in Deutschland mehr als unwahrscheinlich. Beide Tiere sind äußerst selten, zudem sind sie vorsichtig und von Natur aus misstrauisch. Hören sie Menschen, gehen sie ihnen aus dem Weg und ziehen sich zurück.
Im Ernstfall gilt auch hier: Ruhe bewahren! Fühlst Du Dich bedrängt, solltest Du Dich so groß wie möglich machen, laut rufen und in die Hände klatschen. In der Regel vertreibt dies die Tiere. Wenn nicht ist es wirksam, mit kleinen Gegenständen nach dem Tier zu werfen.
Zudem hast Du mit Deinen spitz zulaufenden Nordic Walking Stöcken bereits einen sicheren und wirksamen Schutz an Deiner Seite. Wann immer du die Möglichkeit hast, zieh Dich langsam zurück, behalte das Tier im Auge, aber fixiere es nicht.
3. Auge in Auge mit aggressiven Hunden
Sehr viel wahrscheinlicher ist es, beim Nordic Walking auf einen Hund zu treffen. Ist er aggressiv, heißt es dennoch wieder: Ruhe bewahren! Auch wenn Du noch solche Angst vor ihm hast und es schwerfällt – bleib stehen. Denn wenn Du Dich jetzt dafür entscheidest wegzulaufen, ordnet Dich der Hund in die Rubrik Beute ein. Das weckt seinen Jagdtrieb.
Bleib also zunächst ruhig stehen und sage in ruhigem Ton „Aus!“ oder „Stopp!“. Mit etwas Glück kennt der Hund dieses Kommando und hört darauf. Auch macht es Sinn, nach dem Besitzer Ausschau zu halten und ihn zu rufen. Zudem solltest Du einem aggressiven Hund nicht in die Augen schauen, hastige Bewegungen vermeiden und die Hände locker am Körper herunterhängen lassen.
All dies signalisiert Entspannung und wirkt deeskalierend. Nun kannst Du Deinen Körper langsam abwenden, einen Punkt fixieren, ruhig atmen und Dich vorsichtig vom Hund wegbewegen.
Tierbegegnungen generell vermeiden
Wer sich beim Nordic Walking in die Natur begibt, sucht dort Ruhe und Erholung. Rücksichtnahme auf die dort lebende Tierwelt sollte dabei stets das oberste Ziel sein. Die meisten Wildtiere sind scheu und verschwinden, bevor der Mensch sie überhaupt zu Gesicht bekommen kann.
Begegnungen mit Wildtieren lassen sich leicht vermeiden, wenn du die folgenden Regeln einhältst:
- Verhalte Dich ruhig und rücksichtsvoll
- Bleibe stets auf den markierten Wegen und schütze so die Ruhezonen der Tiere
- Befolge die Anweisungen auf Schildern
- Führe Dein sportliches Programm vor Einbruch der Dunkelheit durch, um dämmerungs- und nachtaktive Tiere nicht bei der Nahrungssuche aufzuschrecken
- Wenn Du einen Hund mit in den Wald nimmst, leine ihn an. So kann er keine Tiere jagen und wird auch selbst nicht zur Beute
Wie groß ist die Gefahr, in Deutschland von einem Tier angegriffen zu werden?
Die Gefahr ist mehr als gering. Zumeist bleibt es beim Sichtkontakt, denn die Tiere haben Dich lange vor Deinem Erscheinen bereits wahrgenommen und meiden ein Aufeinandertreffen. Bis heute sind in Deutschland keine Fälle bekannt geworden, in denen sich Wölfe oder Luchse aggressiv gegenüber Menschen verhalten hätten.
Berichte von Wildschweinangriffen beziehen sich in der Regel auf Jäger, die bei der Nachsuche von einem verletzten Tier angegriffen wurden. Nur vereinzelt finden sich im Netz Berichte über Menschen, die vor einem angreifenden Wildschwein flüchten mussten.
Es wird angenommen, dass es in Deutschland pro Jahr bis zu 50.000 Bissverletzungen durch Tiere gibt. Ganze 60 bis 80 Prozent davon entfallen auf Hunde. Die meisten Opfer kennen den Hund und werden gebissen, weil der Hund Angst hat, sich erschreckt oder beim Fressen gestört wird.
Attacken durch fremde Hunde beim Spazierengehen, Joggen oder Nordic Walking sind dagegen äußerst selten.
Dürfen Tierabwehrgeräte im Notfall auch gegen Menschen eingesetzt werden?
Diese Frage lässt sich in Notwehr- und Nothilfesituationen mit einem klaren Ja beantworten. Das deutsche Recht sieht vor, dass der Einsatz von Tierabwehrgeräten gegen Menschen in absoluten Notfällen gerechtfertigt sein kann.
Hier kommt Paragraf 32 des Strafgesetzbuches zum Tragen, der besagt, dass nicht rechtswidrig handelt, wer einen Angriff von sich oder einem anderen abwehrt. In diesen Fällen sollte die Anwendung den Überraschungseffekt nutzen und die gewonnene Schrecksekunde zur Flucht dienen.
Fazit: Begegnungen vermeiden ist die beste Tierabwehr
Wer Wildtiere während seines Trainings nicht absichtlich herausfordert, der wird normalerweise auch keine Tiere zu Gesicht bekommen.
Für den absoluten Notfall ist Pfefferspray der ideale Begleiter.